Lilly in Malawi

Meine Erfahrungen in Malawi

 

Hey wer bin ich eigentlich?

Hallöchen, ich bin Lilly und 19 Jahre alt. Nach meinem Abitur 2023 wollte ich mich nicht gleich ins Studium in Deutschland stürzen, sondern wollte mir erstmal eine Auszeit nehmen und etwas von dieser wundervollen Welt sehen. Afrika stand bereits seit Kindertagen auf meiner Prioritätenliste und deswegen war mir schnell klar, wohin die Reise gehen sollte. Also habe ich überlegt, wie man eine Auszeit, Reisen und das Kennenlernen anderer Kulturen am besten kombinieren kann. Und so bin ich auf die Idee eines Freiwilligendienstes im Ausland gestoßen. Die Idee, die Welt zu sehen, in andere Kulturen eintauchen, Kontakte zu knüpfen und zu reisen klang für mich einfach perfekt. Also habe ich mich Ende 2022 auf die Suche begeben und habe nach einigen Recherchen über „mundus eine Welt e.V.“ meine perfekte Einsatzstelle gefunden: Guilleme in Malawi

Wo bin ich hier?

Meine Einsatzstelle, Guilleme, liegt nahe der sambischen Grenze und ist ca. 2 Kilometer von der geteerten Hauptstraße entfernt. Unser Dorf verfügt über einen kleinen Markt, wo man frische Tomaten, Kohl, Mehl, Eier, Zucker und weitere Grundnahrungsmittel bekommt. Ansonsten gibt es eine kleine Polizeistation, ein Krankenhaus, eine Kirche und drei Schulen. Meine Mitfreiwillige und ich arbeiten und leben in der Guilleme Girls Boarding Primary School. Unser Freiwilligenhaus befindet sich mitten im Boardinggelände und wir haben mit 280 Kindern von Klasse 6-8 immer viel Trubel um uns herum. Außerdem gibt es viele freilaufende Tiere wie Hunde, Hühner, Ziegen, Kühe und Esel. Wie bereits erwähnt, leben wir zu zweit in einem Freiwilligenhaus und verfügen über 3 Schlafzimmer, ein Esszimmer, einen Innenhof, Küche und Waschräume. Wir sind total dankbar für unser eigenes Heim und haben es uns mittlerweile richtig gemütlich gemacht. Zwar gibt es selten fließend Wasser, der Strom fällt häufig aus und wir bekommen öfters Besuch von jeglichen Krabbeltierchen, aber wir konnten uns zum Glück sehr schnell daran gewöhnen. Mir selbst fallen die einfachen Verhältnisse gar nicht so auf, weil wir hier vergleichsweise noch einen sehr guten Lebensstandard haben, für den ich sehr dankbar bin. Das Leben in der Dorfgemeinschaft gefällt mir total gut und man fühlt sich wie in einer riesigen Familie. Wir wurden direkt zu Beginn super herzlich aufgenommen und bekommen immer Unterstützung von allen Seiten.  Natürlich stehen wir in engem Kontakt mit den Sisters of Ottawa, aber auch Lehrer, Dorfbewohner, Mitarbeiter des Internats und vor allem die Kinder stehen uns immer mit Rat und Tat zur Seite. Wir müssen kaum danach fragen und schon wird uns von allen Seiten Hilfe angeboten und wir müssen uns nie alleine fühlen. Der Satz „Malawi- The warm Heart auf Africa“ trifft in meinen Augen auf jeden Fall zu, da die Menschen wirklich super herzlich und zuvorkommend sind. Auch wenn es mir noch schwer fällt richtige Freundschaften aufzubauen, habe ich mittlerweile ein gutes soziales Netz aufgebaut und wir sind schnell ein Teil der Gemeinschaft geworden. Vor allem die Kinder liebe ich über alles und wir haben unfassbar viel Spaß zusammen. Auch wenn es mir mal nicht so gut geht, brauche ich nur aus der Tür zu treten und die Mädels zaubern mir in Windeseile ein Lächeln ins Gesicht.

 

Wie sieht mein Alltag aus?

Vormittags arbeite ich in der Schule. Ich unterstütze hier im Fach Expressive Arts in einer sechsten Klasse. Expressive Arts ist wirklich toll. Man tanzt und musiziert, bastelt, werkelt, treibt Sport und lernt viel über Kommunikation untereinander. Es wird also nie langweilig und es gibt jeden Tag neue Herausforderungen zu meistern. Vor allem als deutsche Freiwillige fällt es mir nicht immer leicht mich hier einzubringen, gerade wenn es darum geht, den Kindern traditionelle malawische Tänze zu unterrichten, von denen ich selber natürlich überhaupt keine Ahnung habe. Aber im Zusammenspiel mit unseren Kollegen und den Mädels finden wir immer schnell eine Lösung und ich lerne mindestens genauso viel dazu wie die Kinder. Am Nachmittag gehen wir häufig in die Bücherei und verleihen Bücher, helfen den Kindern bei Hausaufgaben oder treffen uns auf eine Runde UNO. Ab und zu gehen wir auch in die Apotheke und helfen dort die Medikamente einzusortieren. Da es nicht viele Freizeitangebote gibt, muss man selbst kreativ werden und sich seine eigenen Beschäftigungen suchen. Wenn ich mal nicht die Energie habe Hunderte Kinder zu bespaßen, sitze ich viel drinnen und lese und mittlerweile habe ich auch das Häkeln total für mich entdeckt. Man findet also immer irgendwelche Beschäftigungen und lernt auch mit aufkommender Langeweile umzugehen. Abends geht es oft raus zu den Kindern. Dann sitzen wir immer alle gemeinsam vor unserem Haus und quatschen, stellen Fragen, singen, tanzen und genießen einfach die gemeinsame Zeit. Es ist einfach so schön zu sehen, wie einfach der kulturelle Austausch stattfinden kann. So werden immer mal wieder Ideen von uns und von den Kindern eingebracht und man wundert sich oft über die vielen Ähnlichkeiten. Die Mädels sind immer sehr interessiert und wir werden stets mit Fragen gelöchert. An den Wochenenden geht es oft mit allen Kindern auf den riesigen Bolzplatz und wir spielen Fußball oder Netzball, tanzen oder quatschen einfach nur. Wenn wir mal eine kleine Auszeit brauchen, geht es für uns ab und zu in die Hauptstadt Lilongwe und wir können einkaufen und leckeres Essen verspeisen. Die Transportmittel hier sind echt gewöhnungsbedürftig und jede Fahrt ist ein kleines Abenteuer. So geht es erstmal mit dem „Fahrradtaxi“ los. Hier sitzt man auf einem gepolsterten Gepäckträger und kommt so flott zur Hauptstraße. Dort fahren wir immer per Anhalter oder Minibus. Beim Minibus handelt es sich um Kleinbusse, die immer völlig überfüllt sind. Wir sitzen immer sehr schön eingekuschelt und können uns kaum bewegen, weil die Leute sich teilweise wortwörtlich stapeln. Aber auch an diese Fahrten haben wir uns mittlerweile gewöhnen können und wir haben immer was zu lachen.

Was war eine Herausforderung?

In meinem Freiwilligendienst stand ich bereits vor vielen Herausforderungen. Aber das ist ja auch nicht wirklich verwunderlich, man taucht schließlich in eine völlig andere Welt ein. Man muss sich erstmal an Vieles gewöhnen, von der Lebensweise bis zur Sprache war für mich alles völlig neu.

Somit war mein Start hier auch etwas holprig und ich brauchte ein bisschen, um mich an alles zu gewöhnen. Für mich ist vor allem mein Stand als „Weiße“ in diesem Land nicht immer einfach. Gerade in den kleinen Dörfern sind die Leute nicht wirklich an Weiße gewöhnt und man wird immer extrem angestarrt. Auch die Machtverhältnisse, ein unterschiedliches Verständnis von Respekt und kulturelle Unterschiede können oft zu Diskussionen führen und sind nicht immer einfach für mich. Generell war es erst schwierig sich in neue Strukturen einzufinden und sich einen richtigen „Alltag“ zu schaffen, weil eben noch alles so neu und spannend war. Mittlerweile ist mir dies aber zum Glück gelungen und ich konnte mich einerseits anpassen und mir gleichzeitig in meinen Werten selbst treu bleiben. Ich hab zum Glück einen Weg gefunden nicht mehr gleich in jedes Fettnäpfchen zu treten und trotzdem für mich und meine Bedürfnisse einzustehen.

Was waren meine schönsten Erlebnisse?

Diese Frage ist immer sehr schwer für mich. Es gibt so unendlich tolle Erlebnisse und es kommen täglich neue dazu. Gerade der Kontakt zu den Kindern ist für mich ein absoluter Traum und ich gehe sehr darin auf. Ich lerne hier unglaublich tolle Menschen kennen und treffe auf interessante Persönlichkeiten. Auch das Reisen ist total toll und ich bin einfach nur glücklich so viel Schönes erleben zu dürfen. Zudem kann ich auch die schlechten Erfahrungen und Momente immer gut reflektieren und so stetig an ihnen wachsen, was mich auch sehr bereichert. Ein Höhepunkt aus der letzten Zeit war auf jeden Fall der Besuch meiner Eltern. Ende März haben sie mich hier in Malawi besucht, waren bei mir im Projekt in Guilleme und haben mit mir gemeinsam das Land bereist. Ich war einfach nur richtig glücklich, ihnen alles zeigen zu können, wovon ich seit Monaten am Telefon berichtet habe und bin froh dass sie nun auch Teil dieser wunderschönen Erfahrung werden konnten.

 

Was hat mir der Freiwilligendienst gebracht?

Ein Freiwilligendienst ist wirklich eine einmalige Erfahrung, die mich immer fürs ganze Leben prägen wird. Es ist ein riesiger Schritt aus der Komfortzone und bietet so viele Möglichkeiten und Erfahrungen. Man erlebt unglaublich viel, schafft unvergessliche Erinnerungen und lässt einen stetig an sich wachsen. Man taucht in eine völlig neue Kultur ein, lernt die kleinen Dinge im Leben wertzuschätzen und lernt viele Menschen kennen. Man wird selbstsicherer, lernt auf sich allein gestellt zu sein und erweitert seinen Horizont unglaublich. Ich bin einfach nur dankbar für diese intensive Zeit und bin überglücklich mich für diesen Freiwilligendienst entschieden zu haben.