Anaís auf Madagaskar

Akôry aby!
Ich heiße Anaís, bin 18 Jahre alt und habe die letzten sieben Monate auf Madagaskar verbracht. Auf die Idee bin ich durch reinen Zufall gekommen, durch eine Präsentation von Mundus an meiner Schule. Kurz danach stand für mich fest: Ich möchte einen Freiwilligendienst im Ausland machen.
Ich finde, es ist eine der besten Möglichkeiten für alle, die vor oder nach dem Studium oder der Ausbildung erst einmal etwas anderes erleben möchten. In dieser Zeit habe ich nicht nur in eine mir völlig neue Kultur hineingeschnuppert und viele liebe Menschen kennengelernt, sondern auch sehr viel über das Leben und über mich selbst gelernt. Ich würde mich jederzeit wieder für diese unglaubliche Erfahrung entscheiden.


Erst mal ein bisschen zur Einsatzstelle
Ich arbeite für die kleine Organisation Santatra – Partnerschaft mit den Menschen in Madagaskar in Farafangana, einer kleinen Stadt an der südlichen Ostküste. Santatra ist eine kleine Initiative, die versucht, mit Hilfe nachhaltigerer Landwirtschaft den Bauernfamilien der Region einen Weg aus der Armut zu schaffen. Das Spannende ist, dass sich die Organisation ständig weiterentwickelt. Neben der Baumschule und der Nachhilfeschule entsteht derzeit ein touristisches  Gelände, das die gesamte Region aufwerten soll.
Wir Freiwilligen können ziemlich frei entscheiden, in welchem Bereich wir tätig sein möchten: Wir helfen in der Baumschule aus, gehen pflanzen, geben nachmittags oder samstags Unterricht zu allen möglichen Themen, entwickeln eigene Ideen und Kleinprojekte, oder machen einfach alles zusammen!
Ich finde es echt toll, dass wir auch bei großen Entscheidungen, z. B. zur Budgetverteilung, einbezogen werden und unsere Ideen gehört werden.


Was mache ich?
Mein Alltag hat sich im Laufe des Freiwilligendienstes stark verändert. Es gab Zeiten, die überfordernd waren, und Zeiten, die entspannt verliefen. Mal war ich fast nur in der Baumschule, dann wieder habe ich mich auf den Unterricht konzentriert. Die größte Erfüllung habe ich aber darin gefunden, meine künstlerischen Talente einzubringen und in der Einsatzstelle einige dekorative Tafeln zu gestalten.
Man muss sich die Aufgaben hier oft selbst suchen und seine Zeit selbst organisieren, dafür ist das FSJ sehr abwechslungsreich.

Neben der Arbeit …
… gibt es natürlich noch viel mehr zu erleben. Wir wohnen bei einer Gastfamilie aber praktisch direkt im Projekt, denn unser Gastvater ist das Herz von Santatra. Dadurch genießen wir eine unglaublich gute Betreuung, aber die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind auch sehr fließend.
Es ist unfassbar hilfreich, in eine so tolle Gastfamilie integriert zu werden: Man hat immer jemanden, mit dem man sprechen kann, und es gibt immer etwas zu tun. Durch all das fühle ich mich in Farafangana wirklich wie zu Hause.
Die Stadt selbst bietet zwar kein großes Freizeitangebot, aber mit ein bisschen Mühe findet man in jeder Interessensrichtung etwas, sei es Sport, Musik oder einfach nur ein Spaziergang am Strand.

Die größten Herausforderungen
Ehrlich gesagt habe ich mich vor meinem FSJ überschätzt und bin ziemlich unvorbereitet nach Madagaskar gegangen, aber das ist normal. Es ist nicht immer einfach, hier zu leben: von alltäglichen Kleinigkeiten wie Insekten im Bett bis hin zu frustrierenden Aspekten der Gesellschaft und der Lebensrealität vieler Menschen. Auch wenn eigentlich alles gut läuft, können die Tage anstrengend sein.
Ich glaube, man muss viel bewusster darauf achten, wofür man seine Energie einsetzt. Und man muss lernen zu akzeptieren, dass diese Energie nicht unendlich ist, und dass man nicht jede Erwartung erfüllen kann.
Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass sich der Mensch an alles gewöhnen kann: an die Hitze, an unangenehme Menschen, an die Tierwelt… und an vieles mehr.
Wenn du überlegst, auf Madagaskar ein FSJ zu machen – trau dich!
Es ist wirklich wie Dünger für dein persönliches Wachstum.