Salama!
Ich bin Theresa, 21 Jahre alt und mache, zusammen mit Anais, mein FSJ in Farafangana an der Ostküste Madagaskars. Da unser Visum vor einigen Monaten ablief und wir das Land verlassen mussten, nutzte ich die Chance, bei meiner Rückkehr einen Abstecher in Antsirabe zu machen, wo sich die zweite Einsatzstelle von Mundus befindet. Und weil es mir dort so gut gefallen hat, möchte ich euch gerne davon erzählen.
Antsirabe ist die drittgrößte Stadt und liegt im Hochland Madagaskars, das heißt, die Temperaturen können (für madagassische Verhältnisse) relativ tief fallen. Davon profitiert die Landwirtschaft; man sagt auch, Antsirabe sei die Stadt des Obst und Gemüses. Es gibt nichts, was es nicht gibt! Über den Markt zu schlendern (oder sich zu quetschen), ist eine Erfahrung für alle Sinne. Noch nie habe ich so riesige Berge an Äpfeln, Avocados oder Karotten gesehen!
Inmitten der trubeligen Großstadt liegt die Kirche St. Thérèse, inklusive der Hauptniederlassung der Ordens-Schwestern „Notre Dame de la Salette“. Hier habe ich für einen Monat mit Schwestern und jungen Mädchen in der Ausbildung zusammen gelebt. Zu ihrer Arbeit gehört es unter anderem, sich um eine große Schule mit über 2000 Kindern (vom Kindergarten bis zum Abschluss) zu kümmern. Vom Balkon meines Zimmers aus konnte ich jeden Montag die große Morgenzeremonie beobachten, bei der kräftig gesungen und gebetet wurde. Zudem durfte ich einige Lehrerinnen in ihrem Unterricht begleiten und habe auch ein paar Stunden mit den Kindern Französisch unterrichtet. Mittags essen Kinder aus einkommensschwächeren Familien in der Schulkantine, die auch von Schwestern geführt wird.
Für einige Tage habe ich eine andere Niederlassung der Schwesterngemeinschaft besucht, die ebenfalls eine Schule verwaltet und zusätzlich Gesprächsrunden für Frauen in schwierigen Situationen, wie Gewalt in der Familie oder finanzielle Not, anbietet. Soeur Claire hat mir beigebracht, wie man selber Wein, Seife und Apfelessig hergestellt.
Etwas außerhalb von Antsirabe, inmitten von weiten Feldern und ganz viel Natur, liegt ein Internat mitsamt einer Farm, in dem ich ebenfalls einige Tage verbracht habe. Hier kümmern sich die Schwestern nicht nur um den Unterricht und die Verpflegung der Kinder, sondern halten auch Kühe, Schweine, Ziegen und Hühner.
Zu dem Leben der Schwestern gehört verständlicherweise viel Gottesdienst und Beten, allerdings war es mir immer freigestellt, ob ich daran teilnehmen möchte oder nicht. Natürlich habe ich es nicht jeden Tag geschafft, mich für den 6 Uhr-Gottesdienst aus dem Bett zu quälen, aber wenn wir zusammen gebetet haben, habe ich es oft als sehr meditativ und entspannend empfunden und es war ein schönes Gefühl, in das Gebet der Schwestern aufgenommen zu werden. Ich habe mich zu jedem Zeitpunkt so willkommen und begleitet gefühlt und war sehr berührt davon, wie liebevoll sich die Schwestern um mich gekümmert haben. Manchmal haben wir zusammen gekocht (oder Pizza bestellt), wir waren auf dem Konzert einer madagassischen Sängerin, haben zusammen Musik gehört, getanzt und vor allem sehr viel gelacht. Die Schwestern haben zudem sehr lecker gekocht, wobei Voraussetzung ist, dass man gerne Reis isst :).
Ein Highlight meiner Zeit war die Reise zu einer anderen Gemeinschaft der „Notre Dame de la Salette“ nach Morondava. Soeur Aimee verriet mir bis zur Abreise nicht, wohin uns ihre Überraschungsreise führen würde, aber als wir dann mit dem Geländewagen auf den holprigen Straßen Richtung Westen abbogen, war die Freude umso größer. In Morondava befindet sich (neben sehr vielen Heuschrecken) auch die berühmte Baobab-Allee – wirklich beeindruckend!
Antsirabe ist auch außerhalb der Einrichtungen der Schwestern eine wirklich tolle, facettenreiche Stadt für einen Freiwilligendienst mit interessanter Kolonialgeschichte und großem kulturellen Angebot. Obwohl die Stadt relativ groß ist, ist fast alles zu Fuß oder mit dem Pousse-Pousse, einem Fahrrad-Taxi, zu erreichen. Neben der kolonialen Therme habe ich eine Baumschule, eine Bonbonmanufaktur und ein Schlachthaus besichtigt. Im YMCA-Club konnte ich madagassische Jugendliche und junge Erwachsene sowie norwegische Freiwillige kennenlernen, mit denen ich Zumba getanzt und Billard gespielt habe. Antsirabe, als touristische Stadt, bietet außerdem ein großes Angebot an Geschäften, Restaurants und Bars. Etwas außerhalb kann man wunderschöne Wanderungen durch Reisfelder mit Wasserfällen machen sowie den heiligen Tritriva-See besichtigen.
Meine Zeit in Antsirabe war mit vielen aufregenden, lehrreichen und berührenden Momenten gefüllt und ich wäre sehr gerne länger geblieben. Aber vor allem war es unglaublich bereichernd für mich, von so herzlichen, selbstbewussten, lustigen und starken Frauen umgeben zu sein und gemeinsam Erinnerungen gesammelt zu haben.